Aufruf

Kundgebung gegen rechte Hetze & Verschwörungsmythen – gegen Bielefeld steht auf

 

Seit mehr als zwei Jahren organisiert die verschwörungsideologische Gruppe „Bielefeld steht auf“ Demonstrationen in Bielefeld. Dem Aufruf von „Bielefeld steht auf“ folgen jedem ersten Freitag im Monat zwischen 250 und 400 Verschwörungsgläubige, Klimaleugner*innen, Putin-Fans, Reichsbewegte, AfD-Mitglieder und immer wieder auch Neonazis aus OWL, dem Münsterland und Südniedersachsen. Sie laufen mit Friedensfahnen, Deutschland-Flaggen und Lichterketten durch die Stadt, oft erkennt man gar nicht, wer da eigentlich warum demonstriert. Hört man aber ihren Redebeiträgen zu und liest in ihren Telegramgruppen, wird sehr schnell deutlich, dass trotz des harmlosen Aussehens hier Menschen laufen, die antisemitischen und rassistischen Verschwörungsmythen anhängen, die die Klimakatastrophe leugnen und an Chemtrails glauben. Menschen, die Propaganda von Neonazi-Gruppen und der AfD teilen. Wir wollen es nicht länger hinnehmen, dass rechte Verschwörungsgläubige ungestört durch Bielefeld ziehen. Wir sagen: Keinen Meter für rechte Hetze & Verschwörungsmythen.

Warum sind die rechts? Von der Plandemie zum großen Austausch

Auf der Straße tragen sie bunte Jacken, Lichterketten. Auch ein Jura-Professor der Universität Bielefeld zählt zu ihren prominenten Redner*innen. Ihr Anblick erinnert nicht an die Bilder, die wir sonst von rechten Gruppen oder Bewegungen im Kopf haben. Dabei wird oft vergessen, dass wir einander unsere ideologischen und politischen Überzeugungen nur sehr selten ansehen können. Um zu wissen, was eine Gruppe oder Bewegung ausmacht, müssen wir uns mit ihren Inhalten beschäftigen. Im Chat von „Bielefeld steht auf“ dominieren rechte Themen: die Mitglieder teilen massive Hetze gegen Geflüchtete. Wenn die „Freien Sachsen“ in Ostdeutschland gegen eine Geflüchteten-Unterkunft demonstrieren, klatscht „Bielefeld steht auf“ Beifall. Sie teilen Beiträge des Compact-Magazins, der Identitären Bewegung und der NPD. Es gibt täglich Videos und Mitteilungen der AfD. Die Hetze gegen Geflüchtete bedient einen für die Bewegung wichtigen Verschwörungsmythos: die Idee des großen Austauschs, den sich die Verschwörungsgläubigen mit Neonazis und Faschist*innen aller Couleur teilen. Sie leben in der Sorge, geheime Kräfte arbeiteten an der Auslöschung der Deutschen durch eine gezielte Ansiedlung Nicht-Deutscher. Neben Geflüchteten und People of Color kommen so auch Schwule, Lesben, Trans-,Inter- und nichtbinäre Personen in den Fokus von „Bielefeld steht auf“. Bei „Bielefeld steht auf“ wird befürchtet, geheime Kräfte arbeiteten gezielt an der Erziehung der Kinder als homosexuell oder transidentitär. Das Ziel sei, die Kleinfamilie als Keimzelle des Volkes abzuschaffen. Die Klimakrise existiert in diesem Weltbild nicht, sie ist nach Überzeugung von „Bielefeld steht auf“ nur eine Lüge, um ihre Freiheit einzuschränken, ihnen ihre Verbrenner zu nehmen und die deutsche Wirtschaft zu zerstören. Auch wenn sie zum Teil (noch) andere Worte benutzen, treiben die gleichen Verschwörungsmythen, die auch Neonazis umtreiben, die Anhänger*innen von „Bielefeld steht auf“ auf die Straße.

Verschwörungsmythen: sind die nicht harmlos?

Verschwörungsmythen bedienen menschenfeindliche Ideologien. In diesen werden antisemitische und rassistische Ressentiments in abstruse Erklärungsansätze für gesellschaftliche Ereignisse eingebettet. Um diese greifbar und leicht verständlich zu machen, werden bestimmte Personen in den Fokus genommen wie die Familie Rothschild, Georges Soros oder im Zuge der Pandemie Bill Gates. Diese Personifizierungen sollen komplexe und als unkontrollierbar erlebte Ereignisse wie die Pandemie oder die Klimakatastrophe erklärbar machen und Feindbilder liefern, die konkret angegangen werden können. Dies zeigt sich immer wieder auch in massiver Gewalt. Die rechtsterroristischen Anschläge der letzten Jahre in München, Halle, Hanau oder Christchurch waren alle massiv durch Verschwörungsmythen motiviert. Insbesondere der Mythos der geplanten Vernichtung einer weißen Bevölkerung durch Migration und Geflüchtete ist eine entscheidende Erzählung, die sich in den Manifesten der Rechtsterroristen findet. Auch aus der verschwörungsideologischen Szene der Pandemie-Leugner*innen heraus geschieht immer wieder Gewalt. Bei Demos bundesweit kommt es zu Bedrängungen und Angriffen auf Gegendemonstrierende und Journalist*innen. Auch bei „Bielefeld steht auf“ waren solche Übergriffe zu verzeichnen. Wie sehr die ideologische Radikalisierung durch Verschwörungsmythen Gewaltbereitschaft hervorbringt, zeigen die Morde von Idar-Oberstein und Senzig im Jahr 2021 deutlich auf. Im September 2021 erschoss ein Pandemie-Leugner den 20-Jährigen Alexander W. In einer Tankstelle in Idar-Oberstein, weil Alexander auf die Einhaltung der damals bestehenden Maskenpflicht bestand. Zwei Monate später ermordete ein Mann in Senzig seine Frau und 3 Kinder, weil er sich im Zuge der Pandemie durch eine jüdische Weltverschwörung bedroht sah. Verschwörungsmythen sind nicht harmlos, Verschwörungsmythen töten.

 

Aktionsbündnis: Kein Raum für rechte Hetze und Verschwörungsmythen